Kilchberger Gemeindeblatt : Interview mit Daniel Berger

 

 

 

Am 3. März 2002 findet der zweite Teil der Gemeindewahlen statt. Zur einzigen Kampfwahl kommt es um die Baukommission, wo sich acht Kandidaten für sechs Sitze bewerben. Zu den fünf Bisherigen gehört auch Daniel Berger (SVP), der von seiner Partei nicht mehr nominiert wurde und nun als freier Wähler kandidiert.

 

 

Daniel Berger, Sie sind seit 4 Jahren Mitglied der Baukommission. Welche Bilanz ziehen Sie aus dieser Zeit?

 

Besonders betonen möchte ich den konstruktiven Dialog in unserer Behörde. So ist es uns auch bei kontroversen Geschäften immer wieder gelungen, einen Konsens zu finden, mit dem wir alle leben konnten.

Ist dies für eine Kollegialbehörde nicht selbstverständlich?

 

Leider nicht immer. Sobald persönliche oder parteipolitische Anliegen über die Interessen des Gemeinwesens gestellt werden, kann es zu Konflikten kommen, die der Sache wenig dienen. Darum ist es meines Erachtens notwendig, dass die Kommissionsmitglieder untereinander geschäftlich unabhängig sind. Ist dies nicht mehr der Fall – und dazu könnte es kommen – wird die Baukommission schnell einmal unglaubwürdig.

 

Sprechen Sie damit auch den Entscheid der SVP an, Sie nicht mehr zu nominieren?

 

Zum Teil. Richtig ist, dass mich meine Partei aufgrund von persönlichen Meinungsdifferenzen, zu denen ich öffentlich keine Stellung beziehen möchte, nicht mehr aufgestellt hat. Umso mehr werde ich mich als freier  Wähler dafür einsetzen, dass der konstruktive und kollegiale Geist in der Baukommission erhalten bleibt.

 

Welche Ziele für die kommende Wahlperiode haben Sie sich sonst noch gesetzt?

 

Zuerst einmal möchte ich mit meinen Kollegen die erfolgreich begonnene Arbeit fortsetzen. Nicht jedes Geschäft war spektakulär, aber es ist uns immer gelungen, eine sachlich gut begründete Entscheidung zu treffen. Dann  möchte ich selbstverständlich einen Beitrag leisten, dass unser Kilchberg weiterhin so schön und attraktiv bleibt, wie es ist. Ich will nicht, dass unsere Gemeinde zu einem Aussenquartier von Zürich wird.

 

Könnten Sie dies etwas genauer ausführen?

 

Eine Gemeinde wie  Kilchberg ist baupolitisch betrachtet eine echte Knacknuss. Zum einen haben wir die Aufgabe, die Bautätigkeit in einem vertretbaren Rahmen zu halten, und zum andern sind wir dafür verantwortlich, dass  das, was gebaut wird, auch wirklich zu unserem Dorf passt. Als gebürtiger Kilchberger weiss ich sehr gut, was wir an unserer Gemeinde haben, und daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern.

 

Was braucht es eigentlich, um gute Kommissionsarbeit zu leisten?

 

Erfahrung, Ausdauer, Teamfähigkeit und einen gesunden Menschenverstand. Die Erfahrung wächst mit der Zeit, wobei ich anfügen muss, dass jedes neue Mitglied mindestens ein Jahr braucht, um  sich in die Materie einzuarbeiten. Ausdauer ist wichtig, weil sehr viel Knochenarbeit zu bewältigen ist. Teamfähigkeit sollte man weit gehend mitbringen – ebenso den gesunden Menschenverstand, der nichts mit Partei- und Partikularinteressen zu tun hat.

 

Wie wird es in Kilchberg künftig um das Bauen bestellt sein?

 

Nach der Ablehnung der Revision  BZO durch die Gemeindeversammlung wird die Baukommission den Willen unserer Bürgerinnen und Bürger selbstverständlich respektieren. Nach wie vor werden wir aber alles daran setzen, dass die Baukultur in unserem schönen Dorf weiterhin gewahrt bleibt. Auch wenn jetzt in Kilchberg „endlich wieder gebaut werden kann", wie man da und dort hört, ist es unsere Pflicht, das vernünftige Mass nicht aus den Augen zu verlieren.

 

Hat Ihre Kommissionsarbeit dem Steuerzahler irgendwelche konkreten Vorteile gebracht?

 

Ich bin von Haus aus eidg. dipl. Gärtnermeister und Gartengestalter und vertrete unsere Behörde als einziger qualifizierter Sachverständiger in der Baumschutzkommission. Dadurch erspare ich der Gemeinde  teure Fremdkosten für externe Fachleute.

 

Sind Sie in irgendeiner Weise in Bauaufträge der Gemeinde involviert?

 

Ich betreue in einer Nachbargemeinde ein kleines Objekt der Pensionskasse. Ansonsten kann ich das klar verneinen. Ich war wohl lange Jahre als Mitinhaber der Berger Gartenbau in Kilchberg tätig. Vor gut 4 Jahren habe ich jedoch eine neue berufliche Herausforderung angenommen und vertrete in der Baukommission somit  keinerlei Interessen meiner Unternehmungen.

 

Womit beschäftigen Sie sich heute beruflich?

 

Ich habe eine Unternehmensgruppe im Bereich Gebäudeunterhalt aufgebaut. Eine Tätigkeit, die mich zwingt, einen klaren Blick für die heutigen Bedürfnisse und Realitäten zu bewahren. Leider sehe ich bei meiner Tätigkeit  immer wieder Bauten, die durch mangelhafte Planung sehr erschwert zu unterhalten sind. Diese Erfahrung möchte  ich gerne auch weiter einbringen.

 

Wie stehen Sie privat zu Kilchberg?

 

Als gebürtiger Kilchberger wohne ich seit 44 Jahren in der Gemeinde. Ich ging hier zur Schule und habe mich  als Mitglied der Harmonie und des  Fussballclubs aktiv am Kilchberger Vereinleben beteiligt. Heute sind es meine Kinder, die diese Tradition fortsetzen. Mit einem Wort: Ich bin hier zuhause, kenne mich hier bestens  aus und möchte mich weiterhin in den Dienst der Gemeinde stellen.

 

Eine letzte Frage: Was liegt Ihnen für die nächste Periode in der Baukommission besonders am Herzen?

 

Ich werde mich in erster Linie einsetzen für eine Baupolitik mit Vernunft. Ich möchte nicht gegen jemanden arbeiten, sondern gemeinsam mit meinen Kollegen eine Baupolitik verfolgen, die letztlich allen zugute kommt: dem Ortsbild, der Wohnqualität und somit dem Wohl aller Einwohnerinnen und Einwohnern von Kilchberg.

 

Daniel Berger, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Interview: Martin Stehli